Ich habe angefangen „Hasenprosa“ von Maren Kames zu lesen. Vor Wochen, weil es in der Bücherrei an so exponierter Stelle lag und weil es hier und da besprochen wurde, noch bevor die Longlist herauskam. Ich habe es langsam gelesen und gedacht; okay, ja, ziemlich experimentell. Schöner Sound. Aber was soll das?
Und dann habe ich andere Bücher gelesen.
Die Bäckerrei auf dem Weg zur Arbeit, deren Außenbereich immer voller krümelnder Menschen ist, baut um, und plötzlich gibt es also keinen Außenbereich und keine krümelnden Menschen mehr. Die Tauben benehmen sich ein zwei Tage lang vollkommen seltsam. Sie hocken gemeinsam auf dem Boden, ungefähr gegenüber dem alten Platz, der immer so viel Nahrung bereit hielt.
Inzwischen verhalten sie sich wieder normal. Und ich lese Maren Kames Hasenprosa und muss das Buch immer wieder kurz weglegen, weil ich so berührt bin. Weil ich es seitenlang so schön finde. Es ist dasselbe Buch. Aber plötzlich tröstet es mich. Plötzlich empfinde ich das Buch als zärtlich und liebevoll und bei aller Experimtierlust wie eine Umarmung.
Der junge Mann der den ganzen Winter und das Frühjahr über in einem Schlafsack auf einer durchgelegenen Matratze in der Einkaufsstraße gelegen hat, ist verschwunden. An seiner Stelle, an dem frei gewordenen Platz, sitzt ein junger Mann, der drei Pappbecher vor sich aufgestellt hat. Vor den Bechern liegen Zettel. Auf einem steht: Teddy für meine Freundin, auf dem zweiten: Weed und auf dem dritten: neue Jacke.
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